Reifen beim Radwechsel untereinander tauschen?
In früheren Zeiten war es üblich, die Räder beim (häufig noch selbst vorgenommenen) Radwechsel von der Vorder- auf die Hinterachse oder auch „über Kreuz“ zu tauschen. Doch gilt diese Empfehlung auch noch in der heutigen Zeit, oder ist das Tauschen der Räder bei modernen Fahrzeugen nicht mehr nötig?
Beim Radwechsel achsweise tauschen
Die Empfehlung, die Reifen beim Radwechsel untereinander zu tauschen, hat durchaus auch noch heute Bestand. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub etwa, kurz ADAC, empfiehlt den achsweisen Tausch der Reifenpaare nach 10.000 bis 15.000 Kilometern Laufleistung, was auch den Empfehlungen der Reifenindustrie und der meisten Fahrzeughersteller entspräche. Durch den achsweisen und seitengleichen Wechsel, also von vorne nach hinten (aber nicht von links nach rechts) soll eine unterschiedlich starke Reifenabnutzung vermieden werden. Des Weiteren sollen auf diese Weise Verschleißschäden, wie beispielsweise die sogenannte „Sägezahnbildung“, vermieden werden. Die Reifen der Antriebsachse nutzen sich zudem meist stärker ab, was für einen regelmäßigen Tausch der Reifenpaare spricht. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ein Tausch der Reifenpaare im konkreten Fall empfehlenswert ist, sollten Sie die Entscheidung einem Profi überlassen.
Kein achsweiser Tausch bei unterschiedlichen Dimensionen
Einige wenige Fahrzeuge verfügen über unterschiedliche Reifen an Vorder- und Hinterachse. Hierbei können sich sowohl der Raddurchmesser unterschieden, als auch die Reifenbreite oder die Flankenhöhe. Häufig ist dies bei Sportwagen mit Heckantrieb oder zum Beispiel bei US-amerikanischen „Muscle Cars“ der Fall. Verfügt ein Fahrzeug über unterschiedlich dimensionierte Reifen an Vorder- und Hinterachse, so ist ein Tausch der Räder von Achse zu Achse selbstverständlich nicht möglich.
Fahrverhalten bei unterschiedlich abgefahrenen Reifen
Wie Tests des österreichischen Automobilclubs ÖAMTC zeigen, beeinflussen unterschiedliche Profiltiefen an Vorder- und Hinterachse das Fahrverhalten vor allem dann, wenn der Unterschied der Profiltiefe zwischen den beiden Reifenpaaren größer als zwei Millimeter ist. Die Tester bestückten dazu ein Fahrzeug mit unterschiedlich abgefahrenen Reifenpaaren an Vorder- und Hinterachse. Sie testeten das Fahrverhalten in puncto Bremsleistung bei trockener und nasser Fahrbahn, das Aquaplaning-Verhalten sowie das Fahrverhalten bei Spurwechseln auf nasser Fahrbahn. Was Aquaplaning-Verhalten und Bremswirkung betreffen, so wurden bessere Ergebnisse dann erzielt, wenn das Fahrzeug mit den weniger abgefahrenen Reifen an der Vorderachse bestückt war. Allerdings verschlechterte sich die Fahrstabilität erheblich, wenn an der Hinterachse Reifen mit weniger Profil montiert waren. Die Hinterachse trägt nämlich einen erheblichen Anteil zur Richtungsstabilität eines Fahrzeugs bei. Die Seitenführungskräfte dieser Achse stabilisieren das Fahrverhalten sowohl bei Geradeausfahrt wie auch in Kurven, weshalb das Fahrzeugheck zum Ausbrechen neigen kann, wenn an dieser Achse Reifen mit „wenig“ Profil montiert werden.
Räder auch über Kreuz tauschen?
Ob die Räder auch über Kreuz getauscht werden sollten, daran scheiden sich mitunter die Geister. In früheren Zeiten war dies bisweilen üblich, eine allgemeine Empfehlung wird heute von Reifenherstellern oder Automobilclubs jedoch nicht ausgesprochen. Einige Reifenhersteller empfehlen ein diagonales Wechseln von Reifen bei bestimmten Antriebsarten, beispielsweise bei Fahrzeugen mit Allradantrieb. Am besten ist es hier, Sie fragen den jeweiligen Hersteller der betreffenden Reifen oder vertrauen auf den Rat einer kompetenten Fachwerkstatt. Prinzipiell lassen sich Reifen ohne vorgegebene Laufrichtung beliebig montieren, zumindest dann, wenn es sich um Neureifen handelt. Autofahrer berichteten nach dem Tausch von bereits eingefahrenen Reifen über Kreuz von einem anfänglich unruhigeren Laufverhalten.
Vorsicht bei laufrichtungsgebunden Reifen
Sind Reifen laufrichtungsgebunden, so dürfen sie keinesfalls entgegen der vom Hersteller vorgegebenen Laufrichtung montiert werden. Ein Tauschen der Reifen von der linken Fahrzeugseite auf die rechte und umgekehrt scheidet hier auf jeden Fall aus. Laufrichtungsgebundene Reifen dürfen jedoch von der Vorderachse auf die Hinterachse und umgekehrt getauscht werden. Häufig sind vor allem Winterreifen an eine bestimmte Laufrichtung gebunden, was mit der speziellen Konstruktion des Winterreifenprofils zusammenhängt. Solche Reifen dürfen auf keinen Fall entgegen der Laufrichtung montiert und benutzt werden. Sie können laufrichtungsgebundene Reifen in der Regel an einem Pfeil auf der Reifenflanke erkennen, der die richtige Laufrichtung angibt. Häufig ist der Pfeil zusätzlich mit dem Wort „Rotation“ versehen. Wenn Sie sich die Lauffläche eines laufrichtungsgebundenen Reifens ansehen, können Sie zumeist erkennen, dass das Reifenprofil in einer U-Form oder V-Form angeordnet ist. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Reifen laufrichtungsgebunden sind, überlassen Sie die Montage der Räder lieber einem Fachmann in der Werkstatt, der über die nötigen Kenntnisse verfügt.
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