Autor: Redaktion LeasingTime.de
Tanken mit Ethanol kostet pro Liter je nach Tagespreis nur rund einen Euro. Ein neuer Kraftstoff - E85 (85 % Ethanol, 15 % Benzin) - kann in geeigneten Fahrzeugen zu großen Ersparnissen führen. Allerdings müssen dafür auch gewisse Nachteile in Kauf genommen werden.
Bei diesem Kraftstoff werden Benzin und Ethanol (Alkohol) gemischt, was auch in anderen Sorten üblich ist. Das normale Superbenzin enthält 5 % Ethanol, bei E10 sind es 10 %. E85 besteht zu 85 % aus Ethanol und ist dennoch wesentlich klopffester als Super Plus, denn die Oktanzahl liegt bei 107 (Super Plus: 98). Das bedeutet: Geeignete Motoren leisten mit E85 mehr, verbrauchen aber auch etwas mehr, weil der Heizwert von E85 etwas geringer als der von reinem Benzin ist. Da die Frage nach der Eignung von bestimmten Motoren am interessantesten ist, wollen wir sie gleich vorweg beantworten. Es handelt sich um sogenannte Flexible Fuel Vehicles, deren Motoren an den Kraftstoff anpassbar sind. Ihr Kraftstoff kann Benzin, Methanol oder Ethanol sein, diese drei Brennstoffe lassen sich beliebig mischen. Beispiele für solche Fahrzeuge sind:
Audi A4 2.0 TFSI flexible fuel und A4 Avant 2.0 TFSI flexible fuel
BMW X1 sDrive20i ActiveFlex und X1 sDrive20i ActiveFlex
Bentley Continental Flying Spur, GT, GTC, Supersports und Series 51
Dacia Logan MCV 1.6 16V 105
Mercedes Cabrio E350 und E-Klasse Coupé
Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Turbo Bioethanol und Insignia Limousine 2.0 Turbo Bioethanol
Renault Laguna III E85
Volvo C30, S40, S80, V50, V70 jeweils FlexiFuel
Ethanol-Kraftstoffe sind in der DIN 51625 normiert. Sie sind also sicher und überdies homogen in ihren Eigenschaften. Das ist wichtig, weil sie aus pflanzlichen Rohstoffen oder fossilen Kohlenstoffverbindungen gewonnen werden können. Bioethanol ist natürlich besonders umweltfreundlich, die Verbrennungseigenschaften sind aber immer dieselben. Mit neueren Technologien lässt sich Bioethanol erstklassig aus nachwachsenden, preiswerten Rohstoffen gewinnen. Dazu zählen unter anderem Holz, Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Chinaschilf und Rutenhirse. Die Biomasse enthält Zucker und Stärke, sie wird zu Alkohol vergärt und dann vergällt. Die Forschungen an Bioethanol gehen immer weiter. Ein Ziel besteht darin, Pflanzen möglichst vollständig (mit Stumpf und Stiel) zu verwerten, um die Ökobilanz weiter zu verbessern.
Die Vorteile bestehen bei den FFH (Flexible Fuel Vehicles) in der hohen Leistungsfähigkeit des Kraftstoffs und zusätzlich in Ersparnissen. Der Liter E85 kostet derzeit (April 2018) in Deutschland zwischen rund 93 Cent bis 1,05 Euro. Allerdings ist das kein reiner Preisvorteil, denn der Mehrverbrauch kann (je nach Motor) bis 30 % betragen. Damit könnten sich die Ersparnisse fast aufheben. Es bleibt die höhere Oktanzahl, das Gemisch verbrennt effizienter und schonender. Eine Umrüstung von konventionellen Motoren auf FFH lohnt sich nur in Ausnahmefällen. Die oben genannten FFH-Fahrzeuge jedoch (und noch einige Modelle mehr) können je nach Einsatzzweck durchaus empfohlen werden.
Es gibt aktuell knapp 200 deutsche Tankstellen für Ethanol, aber nicht alle sind rund um die Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Einige gehören beispielsweise zu Werkstätten oder stehen auf Betriebshöfen. Über das Internet sind solche Tankstellen zu finden. Eine Routenplanung ist daher zu empfehlen, wenn das Fahrzeug mit E85 betankt werden soll. Übrigens ist E85 farblich kaum von den herkömmlichen Kraftstoffen Benzin und Diesel zu unterscheiden, es riecht allerdings etwas anders, nämlich ansatzweise nach Nagellackentferner. Fahrzeuge ohne E85-Freigabe sollten - wie das schon vom E10 bekannt ist - nicht mit dem Ethanolgemisch betankt werden. Die Autobauer befürchten Schäden, unter anderem könnte das Kraftstoffsystem betroffen sein. So könnte sich Rost bilden, die Kraftstoffpumpe könnte ausfallen, auch Gummi dürfte angegriffen werden. Bei einem Schaden entfällt die Garantie.
Die Verbrennungseigenschaften sind gut, es entsteht kein Schwefel und sehr viel weniger Stickoxide sowie Kohlenmonoxid und -dioxid. Die Umweltbilanz ist daher gut. Bei der Lagerung in den Wintermonaten ist zu beachten, dass Ethanol hygroskopisch ist, also Wasser aus der Luft aufnimmt. Es darf zum Beispiel nicht im Winter in einem Stahltank verbleiben, wie ihn viele Oldtimer aufweisen.
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